wie gut, dass Sie einen Internetauftritt haben und wir Sie finden konnten.
Ich bin Ruth-Barbara Schlenker, Pastorin in Grüneberg und Nachfolgerin von Pfarrer Gerhard Gabriel, mit dem Sie vor vielen Jahren Kontakt hatten. Zu meinem Bereich gehört das Dorf Linde, die Kapelle, der Friedhof. Auf diesem Friedhof liegt vermutlich Ihr Vater begraben. Sie waren schon dort und haben einen Stein auf den Grabstein gelegt. Ich habe Ihr Buch gelesen, das es ja jetzt auch in deutsch gibt, und Ihren Film gesehen, Danke für beides.

Nun ist es 75 Jahre her, dass Ihr Vater ermordet wurde. Und ich bin oicht einverstanden, wie man auf unserem Friedhof mit der Geschichte umgeht. Wenn Sie sich erinnern steht ganz in der Nähe an der Straße das übliche Todesmarschdenkmal. Unser Stein auf dem Friedhof ist also kein Gedenkstein, sondern ein Grabstein. Das ist ein Unterschied. Aus der Aufschrift geht nicht hervor, dass in der Erde Tote des Todesmarsches liegen und wieviel und auch nicht: wer. Die meisten sind namenlos geblieben. Aber hier haben wir nun einmal einen Namen, den Namen Ihres Vaters, und ich hätte ihn gern auf dem Grabstein. Auch wenn er vielleicht in Teschendorf oder Grieben begraben liegt, das ist nicht so wichtig. Ihr Vater hatte einen Namen und liegt hier in der Erde.

Mir ist es wichtig, dass Geschichte konkret erinnert wird und nicht allgemein. Wenn die Zeitzeugen nicht mehr da sind und niemand, der weitererzählt, werden die Toten in der Erde vergessen. Dann wird man eines Tages auch den Gedenkstein entfernen und es ist, als wäre nichts geschehen. Aber es war eine Ungeheuerlichkeit, die nicht vergessen werden darf. Sie haben das Buch geschrieben, ich würde gern den Stein verändern.

Und nun meine Frage: Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir den Namen Ihres Vaters auf den Grabstein schreiben?

Jetzt steht da: „Todesmarsch. Den Opfern der Gewaltherrschaft.“

Mein Vorschlag für den Text:

HIER RUHEN VOJTĚCH GÁL UND WEITERE 19 UNBEKANNTE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS, ERMORDET AUF DEM TODESMARSCH DES KONZENTRATIONSLAGERS SACHSENHAUSEN IM APRIL 1945

So wird es wieder ein Grab, ein sehr konkretes Grab.

Und wenn sich wieder ein Sohn oder Enkel auf den Weg macht und das Grab seines Vaters oder Großvaters sucht und findet, können wir die Tafel wieder erneuern. Auch wenn wir spät dran sind, es ist doch immer wichtig, dass eine Familie ein Grab ihrer Angehörigen hat und die Gesellschaft konkrete Hinweise.

Ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie können ohne Kummer meine Anfrage hören.

Es ist ganz schrecklich, was damals geschah. In Grüneberg, wo der Pfarramtssitz ist und ich wohne, gab es eine große Munitionsfabrik und ein Außenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück. Eine Gruppe Jugendlicher der Kirchgemeinde beschäftigt sich unter meiner Anleitung mit der Geschichte des Lagers und den 1800 Frauen darin. So erhalten wir die Geschichte lebendig (www.grüneberg-erinnert.de).

Ich würde mich freuen, wenn Sie mir gleich ein Zeichen geben, dass Sie meine Mail erhalten haben, und dann zeitnah antworten, denn diese Woche jährt sich der Tod Ihres Vaters und seiner Kameraden zum 75. Mal und ich würde gern an die Presse gehen.

Und Sie hatten gerade Ihren 75. Geburtstag (20.3.), zu dem ich Ihnen sehr herzlich gratulieren und Gottes Segen wünschen möchte.

Herzliche Grüße von Ruth-Barbara Schlenker

A o pár dní: